Ein Beitrag zum Nieheimer Kunst-Pfad. Buchenwald auf dem Holster Berg, Nieheim-Holzhausen, Ost-Westfalen, 2000.
Erklimmt man den Holster Berg, so kann man gut zwei Drittel des bewaldeten Bergrückens auf einem Höhenweg erwandern.
Ein Waldstück erregte mein besonderes Interesse: 
ein Areal mit sehr alten Buchen. Die Bäume formen einen Hallenwald: lange gerade Stämme ragen auf und schieben Säulen gleich das dichte Dach der Laubkronen in enorme Höhen.
Fasziniert lauschte ich dem Geräusch der windbewegten Kronen …gepaart mit dem Anblick der glatten, beruhigend wirkenden Stämme ging davon eine besondere Wirkung aus. 
Der Standort: umringt von Buchen erhebt sich auf dem Höhenweg eine weitere, leicht gewölbte Kuppe, ein kleiner Hügel. Er bietet unter dem weit oben schwingenden Blätterdach Ausblick nach allen Seiten. Auf dem Hügel lichtet sich ein kleiner, freier Platz. Hier sind die Bäume dem Wind am weitesten entgegengestreckt – werden am ehesten vom darüber streifenden Wind erfaßt.
Die WIEGE schwebt zwischen Erde und Baumkronen. Sie ist ein Objekt aus Eichenholz und Seil. Die einzelnen Hölzer sind auf Seilen aufgefädelt, wie die Perlen eines ägyptischen Pektorals. Ein muschelförmiges Gebilde mit einer Flächenausdehnung von etwa 5 auf 6 Metern. Sie hat Anmutungen von Netz, Nest, Trichter, Muschel 
u
nd Schale. Hüfthoch schwebt sie über dem Boden. Durch Seile ist sie mit elf um die Lichtung stehenden Buchen in einer Höhe von etwa 10 Metern verbunden. Eine kreisrunde Öffnung von etwa 80 cm Durchmesser befindet sich am am tiefsten Punkt der Schale. Ebenso groß wie die Öffnung, ist der genau darunter liegende flache, runde Sandstein. 
Die Öffnung ist azentrisch gelegen, wie der Kernpunkt einer Muschel. Steht man darin, ragen nur Oberkörper und Kopf in die Wölbung der Schale. Der untere Sehbereich wird ausblendet, die Konzentration nach oben richtet. Man steht in einer Art großer Hörmuschel. Steigt man nun ganz hinein, kann man rücklings liegend, dem Rauschen der Buchen lauschen, den Blick in den Baumkronen schweifen lassen; dem Wiegen der oberen Stämme folgen und schon bei leichtem Wind selbst davon erfaßt werden. Denn die Tragseile sind hoch oben verankert, so können sie den unten schwebenden Körper zum Sensor der Kronenbewegungen machen, indem sie das Schwingen der oberen Stämme nach unten auf die Wiege übertra
gen. Umgekehrt kann man, auf dem Sandstein in der Öffnung stehend, ohne große Mühe mit einem Hüftschwung die 1,6 Tonnen schwere Wiege bewegen und damit die elf verbundenen Bäume in Schwingung bringen.
